Ausgabe 4/2024
INHALT
Editorial
Wirtschafts-News
- Heftige Turbulenzen am Aktienmarkt
- AHK-Geschäftsklimaumfrage: Standort Japan gewinnt an Bedeutung
- Japans Premierminister Fumio Kishida tritt zurück
Umwelt-News
- Siebter Strategic Energy Plan: Experten fordern "Klimawandelagentur"
- Japan Climate Initiative schlägt Kohleausstieg bis 2035 vor
- Unternehmensinitiative RE100 fordert Verdreifachung der erneuerbaren Energien bis 2035
- REI Szenario: 80% Erneuerbare sind bis 2035 möglich
- Ausbau der Windenergie auf See
- Ausbau der Kernenergie stockt
- MHI baut Leichtwasserreaktor
- Japan investiert in Atomfusion
- CO2-Gutschriften als Übergangslösung zur Klimaneutralität
- Japan und EU wollen fairen Wettbewerb bei Wind-, Solar- und Wasserstoffausschreibungen
- Japan und EU fördern gemeinsam sauberen Wasserstoff
- Neuer Fond zur Stärkung globaler Wasserstofflieferketten
- Deutsch-japanische Partnerschaft für Smart-City-Projekt Berlin-Tegel
- Elektrofahrzeuge nicht sehr beliebt in Japan
- Japan entdeckt bedeutende Mineralvorkommen
- Innovative Kunststoffsortierung
- App für mehr Nachhaltigkeitsbewusstsein
- Tatami aus Teeblättern
- Japanisches Forscherteam zu Besuch in Bocholt
Rückblick
- DJW Symposium „Resilienz und Zukunftsfähigkeit. Strategien deutscher und japanischer Unternehmen“ - Teil 1, 03.07.2024, Frankfurt a.M.
- "GJETC Experten diskutieren im Podcast “Mapping the Energy Future”
Terminvorschau
- DJW Symposium „Resilienz und Zukunftsfähigkeit. Strategien deutscher und japanischer Unternehmen“ - Teil 2, 05.11.2024, Tokyo
- Deutsch-Japanisches Wirtschaftsforum auf der Hannover Messe, April 2025
Blickpunkt
Es sind unruhige Zeiten: Anfang August geriet der japanische Aktienmarkt in Turbulenzen, und Mitte des Monats verkündete Premierminister Kishida, dass er auf dem Parteitag der LDP Ende September nicht mehr für den Parteivorsitz antreten und damit auch den Posten des Regierungschefs aufgeben wird. Letztlich, so analysiert es Matthias Naß, internationaler Chefkorrespondent der ZEIT, scheiterte Kishida an einem Finanzskandal, an dem er selbst nicht beteiligt war, dessen Aufklärung er aber nicht in den Griff bekam. Das Rennen um die Nachfolge ist eröffnet…
Mit großem Interesse wurden in Japan umgekehrt die Wahlen zum EU-Parlament verfolgt. Mit den Implikationen für die Energie- und Klimapolitik der EU befasst sich ein Podcast des Institute of Energy Economics, Japan (IEEJ), den ich Ihnen ans Herz legen möchte. Mit dabei sind Tatsuya Terazawa und Stefan Thomas, die beiden Co-Chairs des German-Japanese Energy Transition Councils (GJETC), und Kathrin Goldammer, GJETC-Ratsmitglied und Geschäftsführerin des Reiner-Lemoine-Instituts.
Was ihn besonders bei seinem ersten Japanbesuch Anfang der 80er Jahre beeindruckt hat, und wo er aktuelle Potenziale für die Stärkung der deutsch-japanischen Beziehungen sieht, berichtet ECOS-Gründer und DJW-Vorstandsmitglied Wilhelm Meemken in einem Interview mit dem Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreis.
Herzliche Grüße
Johanna Schilling
Heftige Turbulenzen am Aktienmarkt
Anfang August führte eine Zinserhöhung der Bank of Japan zu heftigen Turbulenzen auf den Finanzmärkten, die neue Rekorde bei den Handelsvolumen auslösten.
Ausländische Investoren kauften und verkauften japanische Aktien in noch nie dagewesenem Umfang. Während die Bruttoverkäufe auf 31,3 Billionen Yen (210 Milliarden Dollar) stiegen, erreichten die Bruttokäufe 31,9 Billionen Yen, was insgesamt zu einem Nettozuwachs führte.
Die Volatilität des Marktes war extrem. Der Nikkei-Index brach am 5. August um 12% ein, gefolgt von einer schnellen Erholung um 10% am nächsten Tag. Diese Bewegungen wurden durch das plötzliche Ende des sogenannten "Yen-Carry-Trades" verstärkt, bei dem Investoren in Yen aufgenommene Kredite in höher verzinste ausländische Anlagen investierten. Als der Yen aufwertete, mussten viele dieser Positionen hastig aufgelöst werden, was zu einer Beschleunigung der Marktbewegungen führte. Der Markt bleibt nervös, da unklar ist, wie viele dieser spekulativen Geschäfte noch bestehen.
(Quelle: The Japan Times, 17.08.2024; FAZ, 12.08.2024)
AHK-Geschäftsklimaumfrage: Standort Japan gewinnt an Bedeutung
Die angespannte geopolitische Lage in Asien hat auch Einfluss auf die Entscheidungen deutscher Unternehmen. Das zeigt die Umfrage „German Business in Japan 2024“ der AHK Japan und KPMG Deutschland.
Von 472 befragten Unternehmen nahmen 164 teil. 38% der Unternehmen beobachten eine Verlagerung der Produktion und Managementfunktionen von China nach Japan. Gründe für diese Entscheidungen sind Japans soziale und wirtschaftliche Stabilität (94%), Umsatzpotenzial (81%) sowie Wettbewerbsbeobachtung (57%). Japan gewinnt an Bedeutung als Standort für Asienzentralen und überholt zunehmend Singapur. Die größten Herausforderungen für Unternehmen sind die Rekrutierung von Fachkräften (82%) und Währungsrisiken (76%).
(Quelle: JapanMarkt Q2/2024, S. 13)
Japans Premierminister Fumio Kishida tritt zurück
Japans Premierminister Fumio Kishida tritt zurück, nachdem er die Folgen eines Spendenskandals innerhalb seiner Partei, der Liberal-Demokratischen Partei (LDP), nicht bewältigen konnte.
Kishida, der seit Oktober 2021 im Amt war, erklärte, dass sein Rücktritt notwendig sei, um der LDP die Möglichkeit zu geben, sich zu erneuern und das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. Der Spendenskandal, bei dem insbesondere die Fraktion des ehemaligen Premierministers Shinzo Abe im Mittelpunkt stand, hatte die Partei schwer belastet.
Kishida, der als gemäßigt konservativ gilt, konnte weder seine Partei noch die Bevölkerung hinter sich vereinen. Er scheiterte daran, den Einfluss der rechten Parteiflügel zu kontrollieren, was auch dazu führte, dass seine Reformbemühungen nicht die erhoffte Unterstützung fanden. Obwohl er Japan näher an den Westen heranführte und Allianzen gegen China und Nordkorea stärkte, blieben seine Umfragewerte schlecht. In den Reihen der LDP sehnen sich viele nach der Ära Abe zurück, was Kishida letztlich den Rückhalt kostete.
Für seine Nachfolge werden mehrere Kandidaten gehandelt, darunter Takayuki Kobayashi, Sanae Takaichi und Toshimitsu Motegi. Kishida verzichtete darauf, eine Empfehlung für seinen Nachfolger auszusprechen, äußerte jedoch den Wunsch, dass seine Reformen nicht rückgängig gemacht werden.
(Quelle: Die Süddeutsche Zeitung, 14.08.2024)
Siebter Strategic Energy Plan: Experten fordern "Klimawandelagentur"
Japan steht dieses Jahr vor wichtigen Entscheidungen in der Energiepolitik: der siebte Strategic Energy Plan wird derzeit erarbeitet, der die Energie-Roadmap des Landes für die nächsten zehn Jahre bestimmen wird.
Seit Jahresbeginn arbeiten vom METI eingesetzte Gremien an der Ausarbeitung des Plans, der großen Einfluss auf die Klimapolitik haben wird. Der finale Basic (Strategic) Energy Planl soll noch vor den Wahlen im September dem Parlament vorgelegt werden und im Anschluss vom Kabinett beschlossen werden.
Laut eines sehr aufschlussreichen Reports des Thinktanks Climate Integrate („Policy Making Process in Japan -Strategic Energy Plan as a Case Study“) sind die beratenden Gremien von älteren Männern aus emissionsintensiven Industrien dominiert. Das führe dazu, dass etablierte Interessen mehr berücksichtig werden, so ein Kommentar in der Japan Times. Walter James (Power Japan Consulting) moniert hier, dass die derzeitigen Diskussionen sich auf den steigenden Energiebedarf durch Künstliche Intelligenz und Halbleiterproduktion, die Energiesicherheit und die Dekarbonisierung konzentrieren würden. Von der Zusammensetzung der entscheidenden Gremien hänge es ab, ob die Energie-Roadmap entweder eine starke Ausweitung erneuerbarer Energien vorsieht oder den Status quo beibehält, der nukleare Neustarts, geringes Wachstum bei erneuerbaren Energien und Abhängigkeit von teuren Technologien wie grauem Wasserstoff umfassen würde.
Vor diesem Hintergrund fordert Walter James institutionelle Reformen, um die Energiepolitik nachhaltig zu verändern. Dazu gehöre die Schaffung einer unabhängigen Agentur, die die Energiepolitik aus einer Klimaperspektive überwacht. Er verweist auf andere Länder wie das Vereinigte Königreich und Frankreich, die bereits unabhängige Gremien zur Überwachung der Klimapolitik eingerichtet haben. Japan habe mit dem neuen „Green Transformation Panel“ einen ersten Schritt in diese Richtung getan, müsse aber bei den Mitgliedern Ausgewogenheit herstellen, um die Dekarbonisierung voranzutreiben.
(Quellen: The Japan Times, 24.06.2024; Japan NRG, 31.01.2024)
Japan Climate Initiative schlägt Kohleausstieg bis 2035 vor
Die Japan Climate Initiative (JCI), ein Netzwerk von Unternehmen und Nichtregierungs-organisationen, fordert von der japanischen Regierung mehr Ehrgeiz bei der Energiewende.
Die Gruppe, zu der Banken, Universitäten sowie Unternehmen wie Rakuten und Panasonic gehören, schlägt vor, Japans Kapazität an erneuerbaren Energien zu verdreifachen und den Ausstieg aus der Kohle bis 2035 anzustreben. JCI fordert, dass im nächsten strategischen Energieplan der Kohleausstieg bis 2035 festgeschrieben und der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix auf 65-80 % erhöht werden soll. Japan solle zudem seine nationalen Klimaziele neu ausrichten und die Emissionen bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts um zwei Drittel reduzieren. Zudem müsse Japan seine G7-Verpflichtung erfüllen, den Elektrizitätssektor bis 2035 vollständig oder weitgehend zu dekarbonisieren.
Unternehmensinitiative RE100 fordert Verdreifachung der erneuerbaren Energien bis 2035
RE100, eine globale Unternehmensinitiative zur Förderung erneuerbarer Energien, hat die japanische Regierung aufgefordert, die Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien bis 2035 im Vergleich zu 2022 zu verdreifachen.
Mitgliedsunternehmen empfehlen, die Kapazität von 121 GW (2022) auf 363 GW bis 2035 zu erhöhen und drängt auf mehr Projekte und Investitionen. Der Initiative zufolge ist Japan ein schwieriger Markt für erneuerbare Energien, wobei Unternehmen dort nur 25 % ihres Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen decken.
(Quelle: The Print, 25.06.2024)
REI Szenario: 80% Erneuerbare sind bis 2035 möglich
Das Renewable Energy Institute skizziert in einer bereits im Juni veröffentlichten Analyse ("Energy Transition Scenarios for Decarbonization: Based on 80% Renewables Electricity by 2035") wie Japan seine CO2-Emissionen bis 2035 um mehr als 65% im Vergleich zu 2019 reduzieren kann, ohne auf Atom- oder Kohlekraft angewiesen zu sein.
Die Simulation ergab, dass ein Stromsystem mit 80% erneuerbaren Energien die Nachfrage im gesamten Geschäftsjahr 2035 decken könnte. Um diese Ziele zu erreichen, muss die Kapazität für erneuerbare Energie (insb. Wind und Solar) auf das 3,3-Fache des aktuellen Niveaus gesteigert und die Stromspeicherkapazität erheblich ausgebaut werden. Auch muss der derzeitige überregionale Netzentwicklungsplan für die Verbindungen zwischen Hokkaido, Tohoku und Tokyo auf 8 GW bis 12 GW weiter ausgebaut werden. Dies soll auch die industrielle Kraft des Landes stärken, Arbeitsplätze schaffen und neue Branchen wie Rechenzentren und Halbleiterproduktion anziehen.
Das Szenario zeigt, dass eine Dekarbonisierung der Industrie, einschließlich der Stahlproduktion, in Japan möglich ist und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt. Die Erzeugungskapazität für erneuerbare Energien müsste auf das 3,3-fache des aktuellen Niveaus erhöht werden, und 72 GW/184 GWh an Speicherkapazität müssten installiert werden. Die Kosten für die Stromerzeugung im Jahr 2035 werden auf 11,2-11,9 Yen/kWh geschätzt, was im Vergleich zu den durch fossile Brennstoffe verursachten Preiserhöhungen relativ stabil wäre.
Der Bericht soll zur Diskussion über Japans neue Strategische Energieplanung beitragen, die derzeit von der Regierung erörtert wird. Es wird betont, dass der Erfolg der Energiewende entscheidend für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft Japans ist.
Das Renewable Energy Institute (REI) begleitet die Ausarbeitung des neuen Strategic Energy Plan mit einer Reihe von Kolumnen. Den Auftakt der mit "Key Issues to Address in Japan's Strategic Energy Plan" betitelten Serie macht ein Vorwort von REI-Direktor Teruyuki Ohno, mit Einblicken in die Diskussionen rund um die neue Energie-Roadmap.
(Quellen: Renewable Energy Institute, 19.06.2024; Renewable Energy Institute, 05.08.2024)
Ausbau der Windenergie auf See
Japan prüft mit Hochdruck die Möglichkeit der Offshore-Windenergie als Schlüssel zur Erreichung der CO2-Neutralität bis 2050.
Trotz Verzögerungen bei der Gesetzgebung, die weite Meeresgebiete für Windkraftanlagen freigeben würde, könnte der Gesetzentwurf bis zum Herbst verabschiedet werden. Das würde zu einer Wiederbelebung der angeschlagenen japanischen Windindustrie führen. Derzeit ist Japan stark auf fossile Brennstoffe angewiesen, wobei erneuerbare Energien nur 24 % seines Energiemixes ausmachen und damit weit hinter anderen Ländern zurückbleiben.
Die weltweit wachsende Offshore-Windenergie verfügt in Japan aufgrund der riesigen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) des Landes über ein erhebliches Potenzial. Diese Zone bietet günstige Windbedingungen und das Potenzial, über 900% des Energiebedarfs Japans zu decken. Zu den Herausforderungen zählen jedoch hohe Installationskosten, Umweltbedenken und der Widerstand der Fischereiindustrie. Das vorgeschlagene Gesetz würde den Prozess für Windkraftprojekte in der AWZ vereinfachen, obwohl zusätzliche Infrastruktur wie Stromübertragungsleitungen erforderlich ist.
Im Falle einer Verabschiedung könnte das Gesetz die Kosten der Offshore-Windenergie erheblich senken und sie zu einer wettbewerbsfähigen und umweltfreundlichen Energiequelle machen. Die geografischen und klimatischen Bedingungen Japans begünstigen eine hohe Produktion erneuerbarer Energien und bieten das Potenzial, den Anteil erneuerbarer Energien im Energiemix deutlich zu erhöhen.
(Quelle: The Japan Times, 30.06.2024)
Ausbau der Kernenergie stockt
Laut des aktuell gültigen 6th Basic Energy Plan soll im zukünftigen Strommix Japans 20-22% Atomenergie genutzt werden. Die Regierung steht jedoch vor erheblichen Herausforderungen wie regulatorischen Hürden und öffentlichem Widerstand.
Nach der Fukushima-Katastrophe 2011 hatte das Land seine Abhängigkeit von Atomkraft drastisch reduziert und die Nutzung fossiler Brennstoffe erhöht. Wegen der Preisanstiege und Lieferunterbrechungen bei Kohle und Gas im Jahr 2022 sowie der Dekarbonisierungsziele bis 2050 plant die Regierung nun verstärkt auf Atomkraft, Wind- und Solarenergie zu setzen. Angesichts einer steigenden Nachfrage, die bis 2050 um bis zu 50% wachsen könnte, und zunehmender geopolitischer Spannungen strebt die pro Atomkraft eingestellte japanische Regierung an, die Energieversorgung unter anderem mit Hilfe von Kernenergie zu sichern.
Trotzdem bleiben erhebliche Herausforderungen wie regulatorische Hürden, öffentliche Opposition, hohe Kosten, Erdbebenrisiken und lange Entwicklungszeiten der Kernkraftwerke bestehen. Experten bezweifeln, dass Japan das Ziel von 20-22% Atomkraft bis 2030 erreichen wird. Aus bisherigen Kalkulationen wird Japan vermutlich nur einen Anteil von 15% schaffen. Infolgedessen könnten fossile Brennstoffe weiterhin eine große Rolle spielen und Japan somit seine Dekarbonisierungsziele verfehlen.
(Quelle: Reuters, 04.06.2024)
Werben für Kernkraftwerk in Niigata
Die japanische Regierung wirbt schon seit einiger Zeit um Verständnis für die Wiederinbetriebnahme eines Reaktors im Kernkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa in der Präfektur Niigata. Ein Beamter des Industrieministeriums (METI) betonte bei einem Treffen in Nagaoka, dass es wichtig sei, Probleme bei der Energieversorgung zur Unterstützung der Wirtschaft zu vermeiden, und bat um Zustimmung zur Nutzung der Kernenergie. Die Veranstaltung, organisiert auf Wunsch des Ministeriums, bot rund 120 Anwohnern die Gelegenheit, sich direkt von der Regierung über die Reaktivierungspläne zu informieren. Zudem wurde erläutert, wie bei gleichzeitigen Naturkatastrophen und nuklearen Unfällen vorgegangen wird.
(Quellen: JIJI PRESS LTD., 15.07.2024 ; Japan Times, 16.07.2024)
MHI baut Leichtwasserreaktor
Mitsubishi Heavy Industries Ltd. steht kurz vor dem Abschluss des Designs seines neuen fortschrittlichen Leichtwasserreaktors SRZ-1200. Sobald ein Standort festgelegt und letzte Tests abgeschlossen sind, soll der Bau starten und wird etwa 10 Jahre andauern.
Japan setzt verstärkt auf Atomkraft im Rahmen seiner nationalen Energiepolitik zur Erreichung von Energiesicherheit und Emissionsfreiheit, trotz des politischen Diskurses nach dem Fukushima-Unglück 2011. Mitsubishi Heavy plant bis 2026 den Umsatz in den Bereichen Gas, Atomkraft und Verteidigung um 1 Billion Yen (mehr als 6 Milliarden Euro) zu steigern. Der schwache Yen bringt zwar Exportvorteile, birgt jedoch Nachteile wie mangelnde Vorhersehbarkeit und gestiegene Energiekosten für Verbraucher*innen.
(Quelle: yahoo!finance, 24.06.2024)
Japan investiert in Atomfusion
Japan setzt verstärkt auf die Entwicklung der Atomfusion als Energiequelle und will diese in den nächsten zehn Jahren auf ein praxistaugliches Niveau bringen. Auch deutsche Akteure sind an der Forschung beteiligt.
Japan fokussiert sich dabei auf die Magnet- und Laserfusion, inspiriert vom Energieprozess der Sonne. Erste Fortschritte in den USA und Europa zeigen, dass es möglich ist, kurzzeitig mehr Energie durch Fusion zu erzeugen, als dafür aufgewendet wurde. Im Dezember 2023 wurde nach zehnjähriger Bauzeit der Magnetfusionsversuchsreaktor JT-60SA in Naka eingeweiht, ein gemeinsames Projekt mit der EU, an dem u.a. das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching beteiligt ist.
Im März 2023 wurde der Japan Fusion Energy Council (J-Fusion) gegründet, ein Verband aus 21 Unternehmen, der die Technologie vorantreiben soll. Beteiligt sind sowohl große Konzerne wie Sumitomo und IHI als auch Start-ups wie Kyoto Fusioneering und Helical Fusion. Unterstützt wird das Vorhaben durch die japanische Regierung, die im April 2023 eine nationale Strategie zur Industrialisierung der Fusionsenergie vorstellte. Ziel ist es, Japan international wettbewerbsfähig zu machen.
Internationale Kooperationen, besonders mit den USA, spielen eine wichtige Rolle. Im April 2023 vereinbarten Japan und die USA eine strategische Partnerschaft zur Beschleunigung der Fusionsenergie-Demonstration und -Kommerzialisierung. Während die USA führend in der Finanzierung privater Fusionsprojekte sind, ziehen japanische Start-ups internationale Aufmerksamkeit und Investitionen an.
Fusionsenergie erzeugt weniger Radioaktivität und radioaktiven Abfall und hat ein geringeres Risiko für Reaktorschmelzen. Japan erforscht auch weitere Anwendungen, wie die Nutzung von Superlasern zur Weltraumschrottbeseitigung und Mini-Fusionskraftwerke als Energiequelle für Elektrofahrzeuge und Datenzentren.
(Quelle: JapanMarkt Q2/2024, S. 22/23; IPP, 07.04.2020)
CO2-Gutschriften als Übergangslösung zur Klimaneutralität
In Japan wächst der Markt für CO2-Gutschriften, unterstützt durch Start-Up Unternehmen wie Asuene und Green Carbon sowie durch den Tokyo Stock Exchange. Die GX-Strategie der japanischen Regierung fördert diesen Trend.
Der Markt für Klimakompensationen und CO2-Gutschriften wird in den kommenden Jahren in Japan stetig wachsen. Der Tokyo Stock Exchange, Start-Ups und andere Firmen haben bereits Marktplätze für CO2-Gutschriften eingerichtet, um diesem Trend zu folgen. Klimakompensationen zielen darauf ab, die von Firmen verursachten Treibhausgasemissionen auszugleichen. Die dazu verwendeten handelbaren Zertifikate werden von der Regierung oder unabhängigen Stellen zertifiziert. So können Unternehmen ihre Emissionen durch den Kauf dieser Zertifikate ausgleichen. Solche CO2-Gutschriften sind insbesondere für kohlenstoffintensive Industrien wichtig, solange entscheidende Emissionsreduzierungstechnologien noch nicht kommerziell nutzbar sind. Europa war ein Pionier in diesem Bereich und startete bereits 2005 das "EU Emissions Trading System". Es gibt auch freiwillige CO2-Gutschriften, die von Nichtregierungsorganisationen und privaten Einrichtungen ausgestellt werden. Wichtige Zertifizierer in diesem Bereich sind der Verified Carbon Standard, der Gold Standard und das American Carbon Registry.
In Japan gab es lange keinen Marktplatz für CO2-Gutschriften. Dies änderte sich jedoch mit der Gründung des Start-ups Asuene in Tokio im Jahr 2019. Asuene hat zusammen mit dem Online-Finanzkonglomerat SBI Holdings die Handelsplattform Carbon EX ins Leben gerufen. Mithilfe von Investitionen in Höhe von 4,2 Billionen Yen (ca. 26 Milliarden Euro), unter anderem von Sumitomo Mitsui Banking, möchte Asuene zu einem internationalen Marktplatz für CO2-Gutschriften heranwachsen. Bereits jetzt nehmen mehr als 1.000 Unternehmen an dieser Plattform teil.
Zusätzlich hat auch die Tokyo Stock Exchange einen Marktplatz für "J-Credits" eröffnet, die von der japanischen Regierung zertifiziert sind. Bis Ende Mai wurden auf dem TSE-Markt mit 282 teilnehmenden Firmen Zertifikate von rund 333.000 Tonnen Kohlenstoff gehandelt, was im Vergleich zu Carbon EX relativ gering ist.
Ein weiteres Start-up ist Green Carbon, das Landwirte bei der Erstellung von Kohlenstoffzertifikaten unterstützt und ein Konsortium gegründet hat, welches die Antragsgebühren für J-Credits übernimmt, bei der Vermarktung dieser hilft und als Verkaufsagentur agiert. Diese Zertifikate generieren zusätzliches Einkommen und tragen zur Dekarbonisierung bei. Ein Reisbauer mit 50 Hektar Land könnte so jährlich etwa eine Million Yen verdienen. Reisbauer können zum Beispiel die Methanemissionen durch die Verlängerung der Midseason-Drainage, bei der das Flutwasser aus den Reiskulturen zur Trocknung des Bodens entfernt wird, um etwa eine Woche reduzieren. Allerdings sind sich viele Landwirte des Kohlenstoffhandels nicht bewusst und benötigen dafür auch landwirtschaftliche Daten, welche bei kleinen Farmen oft nicht erstellt werden.
Durch die GX (Green Transformation)-Strategie der japanischen Regierung, an der bereits 747 Unternehmen teilnehmen, soll der Handel mit CO2-Gutschriften gefördert werden. Momentan müssen Unternehmen, die ihre selbst gesetzten Treibhausgasreduktionsziele nicht erreichen, keine CO2-Gutschriften kaufen. Ab 2026 könnte es jedoch verpflichtend werden, dass emissionsintensive Unternehmen am CO2-Gutschriftenhandel teilnehmen. Es gibt allerdings Bedenken, inwieweit Emissionen durch diese Zertifikate tatsächlich gesenkt werden und ob Unternehmen nicht dadurch das eigentliche Ziel der Emissionsreduzierung verfehlen. Dennoch besteht ein erhebliches Potenzial für den Kohlenstoffzertifikatshandel, der bis 2030 auf 100 Milliarden Dollar (circa 95 Milliarden Euro) anwachsen könnte.
(Quelle: The Japan Times, 24.06.2024)
Japan und EU wollen fairen Wettbewerb bei Wind-, Solar- und Wasserstoffausschreibungen
Um einen fairen wirtschaftlichen Wettbewerb zu ermöglichen, wollen Japan und die Europäische Union gemeinsam Regeln für die Auftragsvergabe im Dekarbonisierungssektor wie Wind, Solar und Wasserstoff festlegen.
Die neuen Regeln sollen neben dem Preis auch Umweltaspekte und Menschenrechte berücksichtigen. Ziel der Vereinbarung ist, die Abhängigkeit von bestimmten Ländern, insbesondere China, zu verringern. Die Regeln sollen auch beim G7-Gipfel vorgestellt werden, um sie als internationale Norm zu etablieren. Eine gemeinsame Roadmap zur Nutzung von Wasserstoff bis 2040 ist ebenfalls geplant.
Insbesondere China hat durch hohe staatliche Subventionen seine Wettbewerbsfähigkeit im Dekarbonisierungssektor gesteigert und dadurch dominieren chinesische Solaranlagen momentan den Markt. Die EU-Kommission untersucht diesbezüglich Subventionen für chinesische Produkte. Zur Stärkung der eigenen Produktion sollen Regeln für faire Subventionen, Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit in der Solar-, Wind- und Wasserstoffbranche erstellt werden. Eine Arbeitsgruppe wird auch Themen wie Halbleiter und Elektrofahrzeuge behandeln.
(Quelle: The Japan News, 03.06.2024)
Japan und EU fördern gemeinsam sauberen Wasserstoff
Japan und die Europäische Union haben vereinbart, gemeinsam die Nachfrage und das Angebot für sauberen Wasserstoff sowie die entsprechenden Technologien voranzutreiben.
Japan sieht Wasserstoff als grünere Alternative zu Flüssigerdgas auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050, während Europa Wasserstoff als Möglichkeit zur Reduzierung der Nutzung russischer fossiler Brennstoffe betrachtet. Um in Zukunft grünen Wasserstoff als Alternative zu Flüssigerdgas und fossiler Brennstoffe nutzen zu können, müssen Japan und EU in Infrastruktur und Lieferketten investieren.
Die europäische Energiekommissarin Kadri Simson betonte die Bedeutung enger Zusammenarbeit zwischen der EU und Japan, um erneuerbaren und kohlenstoffarmen Wasserstoff global zu fördern. Die EU plant, bis 2030 jeweils 10 Millionen Tonnen erneuerbaren Wasserstoff zu produzieren und zu importieren, was erhebliche Infrastrukturinvestitionen erfordert. Deutschland beschleunigt den Bau von Wasserstoffinfrastruktur, -import- und -produktionsstätten. Japan beabsichtigt, in den nächsten 15 Jahren 3 Billionen Yen (circa 19 Milliarden Euro) zur Förderung der Produktion von sauberem Wasserstoff auszugeben. Der japanische Konzern Itochu prüft außerdem den Aufbau einer Wasserstoff- und Ammoniak-Lieferkette in Kitakyushu, eines der künftigen Offshore-Windkraftzentren von Japan.
(Quelle: The Japan Times, 04.06.2024)
Eine Übersicht über die aktuelle Wasserstoffpolitik in Japan, Deutschland, Korea und Australien, bestehende bilaterale Formate sowie Empfehlungen für eine Vertiefung in multilateralen Kooperationen gibt die folgende Studie:
https://adelphi.de/de/publikationen/status-of-hydrogen-and-potential-for-cooperation
Neuer Fond zur Stärkung globaler Wasserstofflieferketten
Mehr als 400 japanische Unternehmen und Organisationen werden einen von der Japan Hydrogen Association initiierten Fond in Höhe von 1 Milliarde Dollar einrichten.
Mit den ca. 950 Millionen Euro sollen Wasserstofflieferketten gestärkt und Japans wirtschaftliche Position gesichert werden. Der Japan Hydrogen Association-Fond, der von der privaten Beteiligungsgesellschaft Advantage Partners verwaltet wird, investiert in die Produktion, Speicherung und den sicheren Transport von Wasserstoff. Dabei wird der Fonds auch Investitionsquoten für Mitgliedsstaaten des Indo-Pacific Economic Framework (IPEF) festlegen, zu dem 14 Länder zählen, um grenzüberschreitende Lieferketten zu fördern. Gemeinsame Projekte für IPEF-Mitgliedsstaaten sind ebenfalls geplant. Diese Länder wollen potenzielle Projekte austauschen und Unternehmen für Investitionsforen gewinnen.
Im Mai 2023 initiierte Japan zudem ein Kooperationsprogramm für Wasserstofftechnologie. Weitere Programme für "sauberen" Strom und nachhaltige Flugzeugkraftstoffe (SAF) sind vorgesehen. Bereits im November 2022 traf das IPEF grundsätzliche Vereinbarungen über "saubere" und "faire" Wirtschaftsregeln und unterzeichnete ein Abkommen zur Lieferkettenkooperation.
(Quelle: Nikkei Asia, 04.06.2024)
Deutsch-japanische Partnerschaft für Smart-City-Projekt Berlin-Tegel
Mitsubishi Electric Europe B.V. will gemeinsam mit der Berliner Tegel Projekt GmbH an der Umwandlung des alten Flughafen Tegels arbeiten.
Die Mitsubishi Electric Corporation hat bekannt gegeben, dass ihre deutsche Tochtergesellschaft eine Entwicklungspartnerschaft mit dem Land Berlin, vertreten durch die Tegel Projekt GmbH, für das Smart-City-Projekt Berlin TXL eingegangen ist. Ziel ist die Entwicklung einer Smart City auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Berlin Tegel. Mitsubishi Electric Europe und Tegel Projekt werden gemeinsam Technologien zur Verbesserung der Energie- und Betriebseffizienz sowie des Komforts von Gebäuden testen, gestützt auf Forschungsergebnisse aus Mitsubishi Electrics SUSTIE® Testanlage für net-zero energy Gebäude in Japan. Der Tegel Projekt CEO Frank Wolters und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner besuchten dazu im Mai das Forschungszentrum in Kamakura, Japan.
(Quelle: Deutsch-Japanischer Wirtschaftskreis, 24.05.2024)
Elektrofahrzeuge nicht sehr beliebt in Japan
Elektrofahrzeuge machen derzeit lediglich etwa 3 bis 5 % der Neuwagenverkäufe in Japan aus.
Japanische Hersteller von Elektrofahrzeugen haben einen erheblichen Rückstand gegenüber globalen Konkurrenten wie Tesla und BYD Auto. Trotz des frühen Einstiegs japanischer Autohersteller in die Produktion von Elektrofahrzeugen (EVs) machen diese in Japan einschließlich Plug-in-Hybridfahrzeugen nur etwa 3 bis 5 % der Neuwagenverkäufe aus. Während europäische Länder finanzielle Anreize und Unterstützung beim Ausbau der Infrastruktur für emissionsfreie Fahrzeuge bieten, mangelt es in Japan an Überzeugung und entsprechenden Fördermitteln.
Im Jahr 2022 brachte Hyundai Motor Co. zwar zwei emissionsfreie Fahrzeuge, ein Elektrofahrzeug und ein Brennstoffzellenfahrzeug, auf den japanischen Markt, jedoch ohne großen Anklang. Die Beliebtheit von Hybridfahrzeugen, die nicht aufgeladen werden müssen, bremst die Verbreitung von EVs zusätzlich aus.
Japans frühzeitige Einführung von Elektrofahrzeugen soll ihre Akzeptanz beeinträchtigt haben, da die japanischen Kunden nur die negativen Aspekte des E-Autos erlebt haben wie lange Ladezeiten und eingeschränkte Fahrzeit. Somit finden Projekte von Autoherstellern, wie Audis Initiative, in Hotels und Ryokans kostenfrei Ladestationen aufzubauen, kaum Interesse. Japanische Automobilhersteller stehen somit vor der Herausforderung, den Rückstand auf dem globalen EV-Markt gegenüber der Konkurrenz wie Tesla und BYD aufzuholen.
(Quelle: The Asahi Shimbun, 17.06.2024)
Japan entdeckt bedeutende Mineralvorkommen
In der Nähe der japanischen Insel Minami-Torishima, etwa 2000 Kilometer östlich von Tokio, wurden bedeutende Vorkommen seltener Metalle wie Kobalt und Nickel im Meer entdeckt.
Forschende der Nippon Foundation und der Universität Tokyo haben große Mengen seltener Metalle wie Kobalt und Nickel in Manganknollen auf dem Meeresboden nahe der japanischen Insel Minami-Torishima entdeckt. Diese wertvollen Mineralien befinden sich in etwa 5000 Metern Tiefe, und ihre Gesamtmenge wird auf 230 Millionen Tonnen geschätzt. Die Insel liegt rund 2000 Kilometer von Tokio entfernt. Ab 2025 sind erste Testsammlungen geplant, während der kommerzielle Abbau im Jahr 2026 beginnen soll.
Die neu entdeckten Vorkommen könnten Japans Bedarf an Kobalt für 75 Jahre und an Nickel für 11 Jahre decken. Schätzungen zufolge umfassen diese Ressourcen etwa 610.000 Tonnen Kobalt und 740.000 Tonnen Nickel. In den kommenden Jahrzehnten wird die Nachfrage nach Mineralien wie Nickel und Kobalt stark ansteigen, da die Welt zunehmend auf batteriebetriebene Technologien umsteigt. Besonders der Bedarf an Lithium und Graphit für Elektroauto-Batterien könnte um bis zu 4000 Prozent anwachsen.
Derzeit ist Japan stark auf Importe aus Ländern wie Indonesien und der Demokratischen Republik Kongo angewiesen, wo die Arbeitsbedingungen oft schwierig sind, geprägt von niedrigen Löhnen und einem hohen Unfallrisiko. Der Fund bietet somit die Möglichkeit, Japans Abhängigkeit von externen Lieferanten zu verringern. Somit könnte Japans E-Auto-Produktion stärker werden. Allerdings ist der Tiefseebergbau mit hohen Kosten und technischen Herausforderungen verbunden. Zudem ist mit Widerstand von Umweltaktivisten zu rechnen.
(Quellen: The Asahi Shimbun, 23.06.2024; Business Insider, 29.06.2024)
Innovative Kunststoffsortierung
Das japanische Unternehmen Canon hat im Juni eine neue Recyclinganlage vorgestellt, die schnell und präzise Kunststoffteile, einschließlich schwarzer Kunststoffe, identifizieren und sortieren kann.
Die Anlage kombiniert die so genannte Raman-Spektroskopie mit einem Verfolgungsmechanismus. Die Raman-Spektroskopiemethode, benannt nach dem indischen Physiker C.V. Raman, erkennt Kunststoffteile durch Laserlicht, welches die molekularen Informationen der Substanzen erfasst und so die Materialerkennung ermöglicht. Schwarze Kunststoffe, die Verwendung in der Unterhaltungselektronik und in Autopolstern finden, lassen kein sichtbares Licht durch und reflektieren kaum sichtbares Licht, was die Identifikation mit herkömmlicher Nahinfrarotspektroskopie (NIR) erschwert, da die Messzeit zu lang wäre, um die Kunststoffteile unabhängig von ihrer Farbe effektiv zu sortieren. Die Kombination der Raman-Spektroskopie mit den Mess- und Steuergeräten von Canon ermöglicht jedoch eine kontinuierliche Beleuchtung der sich bewegenden Kunststoffteile, sodass genügend Messzeit für eine genaue Erkennung zur Verfügung steht.
Die Recyclinganlage von Canon erreicht mit ihrem schnellen und hochpräzisen Sortiermechanismus eine Fördergeschwindigkeit von 1,5 m/s und eine Sortierkapazität von bis zu einer Tonne Kunststoff pro Stunde. Die Module und Förderbänder der Anlage können an den Durchsatz und den Bauraum des Anwenders angepasst werden. Die Technologie steigert somit die Produktivität von Recyclinganlagen und unterstützt die Förderung einer Kreislaufwirtschaft durch Maximierung des Materialrecyclings.
(Quellen: Hüthig Medien, 28.06.2024; Canon, 25.06.2024)
App für mehr Nachhaltigkeitsbewusstsein
Mittels "Gamification" soll die App von Kawasaki City und Fujitsu Limited umweltbewusstes Verhalten bei den Nutzern fördern.
Gamification ist die Anwendung von spieltypischen Elementen in einem spielfremden Kontext, wie beispielsweise Streaks in Produktivitätsapps, Sprachlernapps, etc. Gamification wird zunehmend in Umwelt-Apps integriert, um umweltbewusstes Verhalten zu fördern. Die Apps geben sofortiges Feedback und visualisieren den individuellen Beitrag zum Klimaschutz. Durch Austausch innerhalb der App-Community kann das Bewusstsein für umweltfreundliche Lebensstile gesteigert werden und die Nutzer erhalten soziale Anerkennung. Auch kann das Gefühl der Machtlosigkeit im Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel verringert werden.
In Japan sind Punktesammelkarten bereits ein verbreitetes Beispiel für ein gamifiziertes System, das als effektiver Mechanismus zur Verhaltensänderung gilt. Nun hat staatliche Förderung die Entwicklung von Umweltapps gefördert. Dabei sind monetäre Belohnungen oft weniger ausschlaggebend als altruistische Motive und das Gefühl von Autonomie. Dieser Ansatz funktioniert ähnlich wie bei Wikipedia, wo Nutzer freiwillig Zeit investieren, um ein Produkt zu verbessern, was auch ihnen selbst zugutekommt.
Apps wie die „Green Carb0n Club App“ von Fujitsu Limited und Kawasaki City zeigen erste Erfolge, indem sie Nutzer*innen helfen, Nachhaltigkeitsziele zu verstehen und sie für umweltfreundliches Verhalten belohnen. Für nachhaltiges Handeln sammelt man Punkte und kann diese für nachhaltige Dienstleistungen oder Produkte eintauschen. Solche Apps können auch wertvolle Daten sammeln, die die Forschung vorantreiben. Trotzdem bleibt die langfristige Wirkung solcher Apps fraglich. Individuelle Verhaltensänderungen haben im Vergleich zu großen Umweltverschmutzern nur minimalen Einfluss. Zudem führen nachhaltige Verhaltensweisen nicht automatisch zu weiteren. Besonders bei Apps besteht die Schwierigkeit, Nutzende langfristig zu binden, wenn es viele verschiedene Auswahlmöglichkeiten an Apps gibt.
(Quelle: The Japan Times, 16.06.2024)
Tatami aus Teeblättern
Der Tatami-Hersteller Mori verwendet recycelte Teeblätter als Material für den Boden seiner traditionellen Reisstrohmatten. Ein ideales Beispiel für Kreislaufwirtschaft!
Zur Herstellung von sechs Tatami-Matten werden etwa 3.400 gebrauchte Teeblätter aus 525-ml-Plastikflaschen des „Oi Ocha“-Tees von ITOEN wiederverwendet. Das bietet nicht nur eine Recyclingmöglichkeit für Teeblätter, sondern reduziert auch den Holzverbrauch bei der Tatami-Produktion, wodurch die Matten sowohl umweltfreundlich als auch gesundheitlich unbedenklich sind. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass die verarbeiteten Teeblätter eine desodorierende Wirkung besitzen. Dadurch werden unangenehme Gerüche wie Zigaretten- oder Haustiergerüche effektiv neutralisiert und sofort beseitigt.
(Quelle: JapanMarkt Q2/2024, S. 25; Mori Toshio Tatami Store Ltd.)
Japanisches Forscherteam zu Besuch in Bocholt
Ein zwölfköpfiges Team des renommierten NIKKEN SEKKEI Research Institute aus Tokio hat sich in Bocholt über Stadtplanung im Kontext von Strukturwandel, Klimaschutz und demografischem Wandel informiert.
NIKKEN SEKKEI, gegründet 1900, ist ein weltweit führendes Architektur- und Planungsbüro mit über 3000 Angestellten und bekannt für Projekte wie dem Tokyo Skytree. Während ihres Aufenthalts tauschten sich die japanischen Experten mit Bocholter Fachleuten aus und besichtigten das Kubaai-Viertel sowie die Innenstadt. Bocholt gilt als Beispiel für erfolgreichen Strukturwandel und ist daher für Japan von Interesse, insbesondere in ländlichen Regionen. Die Experten des Forschungsinstitutes von NIKKEN SEKKEI zeigten besonderes Interesse an Themen wie Standortattraktivität und Demografie in mittelgroßen Städten. Der Besuch stand im Kontext eines EU-Abkommens mit Japan zur Förderung politischer und wirtschaftlicher Zusammenarbeit, das auch Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung umfasst.
(Quelle: Stadt Bocholt, 15.07.2024)
DJW Symposium „Resilienz und Zukunftsfähigkeit. Strategien deutscher und japanischer Unternehmen“ - Teil 1, 03.07.2024, Frankfurt a.M.
Resilienz ist in Zeiten geopolitischer, ökonomischer und ökologischer Umwälzungen für Unternehmen ein entscheidender Erfolgsfaktor und globaler Wettbewerbsvorteil geworden. Um Krisen besser zu bewältigen, benötigen Unternehmen vorausschauende Strategien, Risikoanalysen, eine dynamische Fehlerkultur und Ideenförderung. Die Wahl der richtigen Resilienzstrategie hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Branche und den wirtschaftlichen Zielen des Unternehmens.
Auf dem Symposium des Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreises in der schmucken Aula des Senckenberg-Museums diskutierten Vertreter von Fujifilm und PFAFF vor 120 Teilnehmer*innen, wie Unternehmen durch Prävention und Anpassung eine stabile Zukunft sichern können und welche Technologien und Innovationen dabei hilfreich sind.
https://www.djw.de/de/veranstaltungen/djw-veranstaltungen/djw-symposium-2024-teil-1
https://www.linkedin.com/posts/djw_frankfurt-wearedjw-resilience-activity-7214643544781713408-62Yt
Geballte Frauenpower auf dem DJW-Symposium: Renate Eckhardt (OMB), Anne Pomsel (DJW e.V.), Johanna Schilling (ECOS)
GJETC Experten diskutieren im Podcast “Mapping the Energy Future”
Im Rahmen der Podcast-Reihe des Institute of Energy Economics, Japan (IEEJ) diskutieren Mitglieder des German-Japanese Energy Transition Council (GJETC) über den Europäischen „Industrial Green Deal“ und die japanische GX (Green Transformation)-Strategie.
In der 20minütigen Podcast-Episode befragt Tatsuya Terazawa, Chairman und CEO des IEEJ und Co-Chair des GJETC, den deutschen Co-Chair des GJETC, Dr. Stefan Thomas (Abteilungsleiter Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik des Wuppertal Instituts) und Ratsmitglied Dr. Kathrin Goldammer (Geschäftsführerin des Reiner Lemoine Instituts) zu den Implikationen der EU-Parlamentswahlen für die Klimaschutzgesetzgebung und die Herausforderungen und Zukunftsaussichten von Instrumenten wie dem Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM).
Podcast (veröffentlicht am 23.08.2024):
https://podcasters.spotify.com/pod/show/ieej/episodes/Election-of-parliament-in-EU-and-its-implications-for-energy-and-climate-policy-e2nh5o3
In dem Themenpapier “Green Industrial Policy and Trade: The European Green Deal and the Green Industrial Plan in Comparison to the Japanese GX (Green Transformation) Initiative“ hatte der GJETC beide politischen Strategien verglichen: www.gjetc.org/studies.
DJW Symposium „Resilienz und Zukunftsfähigkeit. Strategien deutscher und japanischer Unternehmen“ - Teil 2, 05.11.2024, Tokyo
Der zweite Teil des diesjährigen DJW-Symposiums findet am 5. November 2024 im International Conference Room des japanischen Repräsentantenhauses in Tokyo statt.
Vorabinformationen und Anmeldung: https://www.djw.de/de/veranstaltungen/djw-veranstaltungen/djw-symposium-2024-teil-2
Deutsch-Japanisches Wirtschaftsforum auf der Hannover Messe, 01. April 2025
Das Deutsch-Japanische Wirtschaftsforum hat sich in den vergangenen Jahren zu einer etablierten Diskussions- und Kontaktplattform mit hochkarätigen Vorträgen aus der deutschen und japanischen Industrie entwickelt. Mit zwischen 150 und 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist es eines der meistbesuchten Formate auf der HANNOVER MESSE.
Unter dem Motto "Shaping the Future of Manufacturing Together" werden auf dem nunmehr 18. Deutsch-Japanischen Wirtschaftsforum auf der Hannover Messe Anfang April 2025 die Herausforderungen, Innovationen und Kooperationsmöglichkeiten in zentralen Themen der industriellen Produktion in Deutschland und Japan im Mittelpunkt stehen:
- Smart Manufacturing
- Digital Twins
- Robotik
- Quantencomputing
- KI in Produktion und Logistik
- Manufacturing X
- Digital ecosystems
Vorankündigung 18. Deutsch-Japanische Wirtschaftsforum (de)
Advance notice of the 18th German-Japanese Business Forum (en)
DJW Imagefilm: This is us!
Der Deutsch-Japanische Wirtschaftskreis e.V. stellt sich in einem neuen kurzen Imagevideo vor: https://www.djw.de/de/infopool/infopool/djw-this-is-us
Interview mit ECOS-Gründer und DJW Vorstandsmitglied Wilhelm Meemken
Im Rahmen der Interview-Reihe „DJW Insights“ stellt der DJW sein Team, die Special Advisor und Vorstandsmitglieder vor. DJW-Vorstandsmitglied und ECOS-Gründer Wilhelm Meemken spricht in dem Interview über seine Beweggründe, im deutsch-japanischen Kontext aktiv zu werden, seine Aktivitäten im DJW und über Ideen für die Zukunft.