Ausgabe 3/2024
INHALT
Editorial
Wirtschafts-News
- Kein Wachstumsschub, aber Hoffnungsschimmer durch Tourismus
- Schwacher Yen macht Japan als Produktionsstandort attraktiver
Umwelt-News
- Net Zero: Japan plant weiterhin Ausbau der Kernenergie
- Streit um Atommülllager auf Kyushu
- Japan setzt weiter auf Kohle: Neue Kraftwerke trotz G7 Klimaziele
- Mehr Strom für KI und Chip-Fabriken nötig
- Chancen für ausländische Firmen im Markt für erneuerbare Energien in Japan
- Widerstand gegen Megasolar-Projekte in Japan
- NAS Batterien für grüne Wasserstoffprojekte
- Japan und EU vereinbaren Zusammenarbeit zur Förderung grüner Wasserstofftechnologien
- Advantage Partners legen Milliardenfonds für Wasserstoff auf
- Japan strebt 30% Marktanteil bei Software-definierte Fahrzeuge (SDV) an
- Ökostrom-Getränkeautomaten werden die neue Norm
- „Thunfisch“-Sashimi auf Pflanzenbasis
Rückblick
- GJETC Outreach Event: Creating a Policy Landscape for the Energy Transition – Recommendations for the Electricity Market Design and Energy Efficiency Governance, 27.05.2024, online
- Geburtstagsfeier von ECOS-Gründer Wilhelm Meemken, 14.06.2024, Osnabrück
- Webinar: “Japan’s Green Transformation (GX) Investment Policies and Implications for EU Companies”, 18.06.2024, Online
Terminvorschau
- „DJW Gogo no Kai: The Power of Business-Oriented Content Creation & Management – Crafting Content Excellence & Building Enduring Networks, 28.06.24, Düsseldorf
- DJW Symposium 2024: „Resilienz und Zukunftsfähigkeit. Strategien deutscher und japanischer Unternehmen“, 03.07.2024, Frankfurt am Main
Ausnahmsweise wende ich mich diesmal anstelle von Johanna Schilling mit einem Editorial an Sie. Der Anlass ist ein erfreulicher: ich durfte vergangene Woche meinen 70. Geburtstag feiern und damit gleichzeitig auf eine sehr interessante Zeit mit ECOS zurückblicken.
Ich habe mich sehr gefreut, dass viele Weggefährten und gute Bekannte aus alter Zeit, aber auch aktuelle Partner und neue Unterstützer von ECOS meiner Einladung nach Osnabrück gefolgt sind.
Mit großer Dankbarkeit blicke ich auf mehr als 30 Jahre ECOS zurück, auch wenn es Zeiten mit großen Herausforderungen gab, die nicht immer einfach zu bewältigen waren. ECOS ist dank des unermüdlichen Einsatzes des Teams, unserer Gesellschafter und natürlich unserer Partner und Kunden nicht nur eine Erfolgsstory geworden, sondern auch eine Bereicherung meines Lebens.
Wir haben ähnlich wie ein Startup auch mal klein angefangen, uns aber von Anfang an dem Aufbau von deutsch-japanischen Kooperationen gewidmet - angefangen mit der regionalen Wirtschaftskooperation zwischen den Ruhrgebietsstädten Essen/Mülheim/Oberhausen mit der Präfektur Nagasaki, über das Deutsch-Japanische Umwelt- und Energiedialogforum, das Deutsch-Japanische Wirtschaftsforum und den German-Japanese Energy Transition Council (GJETC).
Wir haben uns immer wieder neuen Themen zugewandt, aber nie unseren Fokus auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz-Technologien aus den Augen verloren. Da ist es ganz natürlich, dass ein Fokus bei ECOS heute auch auf dem Thema Kreislaufwirtschaft liegt.
Eine persönliche Erkenntnis möchte ich mit Ihnen in diesem Zusammenhang gern teilen, die ich u. a. aus meiner langjährigen Praxis der Zen-Meditation gewonnen habe: Wenn wir als Menschheit fortbestehen wollen, dann reicht eine Energie- oder Klimawende allein nicht aus. Wir brauchen einen Bewusstseinswandel, dass Glück nur in begrenztem Umfang mit Konsum und materiellen Dingen zu tun hat.
In diesem Sinne hoffe ich, Sie bleiben ECOS auch in Zukunft gewogen.
Herzliche Grüße
Wilhelm Meemken
Kein Wachstumsschub, aber Hoffnungsschimmer durch Tourismus
Japans Wirtschaft bleibt weiterhin schwach, aber schrumpfte im ersten Quartal dieses Jahres weniger als erwartet. Der schwache Yen bringt Vor- und Nachteile. Besonders der Tourismus profitiert davon.
Die Wirtschaft Japans schrumpfte im ersten Quartal dieses Jahres um eine jährliche Rate von 1,8%, weniger als die ursprünglich erwarteten 2,0%. Grund dafür sind private Investitionen, die von minus 0,5% auf minus 0,4% gestiegen sind. Die Inflation bleibt im Rahmen des Regierungsziels bei 2%. Somit vermied Japan vorerst eine Rezession. Die Arbeitslosenquote ist mit 2,6% relativ niedrig, doch Japan leidet unter einem Arbeitskräftemangel, sinkender Geburtenrate und einer abnehmenden Zahl an Eheschließungen. Ein starker Kursanstieg an der Tokioter Börse, ein sogenannter Bullenmarkt, sorgte nichtsdestotrotz vor Kurzem für Hoffnung auf Wachstum.
Die größten strukturellen Probleme für ein starkes und nachhaltiges Wachstum sind die schnell alternde und schrumpfende Bevölkerung sowie das anhaltend langsame Lohnwachstum, das die Konsumausgaben bremst. Dies wiederum dämpft das BIP-Wachstum. Es wird erwartet, dass Japans BIP hinter dem der USA, China, Deutschland und Indien auf Platz fünf der Welt zurückfällt.
Der schwache Yen hat zwar den Tourismus angekurbelt und steigert die Gewinne von exportierenden Unternehmen, macht Importe jedoch teurer und verringert den Konsum. Außerdem lockt der schwache Yen ausländische Investoren, besonders aus China und Hong Kong, für unter anderem japanische Immobilien an.
Ein andauernder Skandal um unsachgemäße Fahrzeugtests bei großen Automobilherstellern wie Toyota, Honda, Mazda und Suzuki führte zur Produktionsunterbrechung einiger Modelle. Regierungsbeamte durchsuchten die Hauptsitze dieser Unternehmen. Hauptsächlich betraf der Skandal veraltete Daten in Crashtests, falsche Tests zur Airbag-Auslösung, Schäden an Rücksitzen bei Unfällen und die Motorleistung.
(Quellen: yahoo!finance, 10.06.2024; GIS, 02.05.2024)
Schwacher Yen macht Japan als Produktionsstandort attraktiver
Der weiterhin schwache Yen und die gesunkenen Kosten lassen Japan wieder als attraktiveren Standort für die Fertigung erscheinen.
Durch die Abwertung des Yen wird Japan zunehmend interessant für die Produktion von Gütern wie Kosmetika. Ein Beispiel ist Cosmax. Das südkoreanische Unternehmen plant, bis 2025 eine Produktionsstätte in Japan zu errichten, um sowohl den japanischen Markt als auch Südkorea, China und westliche Länder zu beliefern. Exportorientierte Unternehmen innerhalb Japans wiederum profitieren von den niedrigeren Produktionskosten, da sie die Wettbewerbsfähigkeit von japanischen Produkten auf internationalen Märkten erhöhen. So hat JVCKenwood, ein japanischer Hersteller von Unterhaltungselektronik, die US-Produktion nach Japan zurückverlagert. Durch automatisierte Fabriken in Yamagata sinken die Produktionskosten um 30%. Iris Ohyama, ein japanischer Hersteller von Verbraucherkunststoffen, exportiert nun verpackten Reis in die USA und Thailand.
(Quelle: Nikkei Asia, 18.05.2024)
Net Zero: Japan plant weiterhin Ausbau der Kernenergie
Um angesichts des steigenden Energiebedarfs und geopolitischer Risiken eine stabile Stromversorgung sicherzustellen, will Japan weiter auf Kernenergie setzen. Es gibt aber regulatorische Hürden und Widerstand in der Bevölkerung.
Im Zuge der aktuell diskutierten revidierten Energiepolitik will Japan verstärkt auf Kernenergie setzen, um eine stabile Stromversorgung sicherzustellen. Nach der Fukushima-Katastrophe 2011 hatte Japan seine Abhängigkeit von Kernenergie reduziert und stattdessen fossile Brennstoffe wie Kohle und Gas genutzt, um 70 % des Strombedarfs zu decken. Fossile Brennstoffe sollen im Zuge der Green Transformation (GX) alsbald nicht mehr genutzt werden. Japan plant nun in einer revidierten Energiepolitik, den Einsatz von Wind- und Solar-, aber auch Kernenergie zu verstärken, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, nachdem hohe Preise und Lieferausfälle bei Kohle und Gas aufgrund des Ukraine-Kriegs auftraten. Verstärkt wird die Wichtigkeit der Energiesicherheit in Anbetracht eines Mangels an verflüssigtem Erdgas, teurem LNG und einer unzureichenden Versorgungslage. Ein Großteil des Gremiums, das die Energiepolitik derzeit diskutiert, unterstützt den Ausbau der Kernkraft und könnte sogar den Bau neuer Reaktoren empfehlen.
Es wird nichtsdestotrotz schwierig, die Ausbauziele für die Kernenergie bis 2030 zu erreichen. Dem stehen erhebliche Herausforderungen aufgrund von regulatorischen Hürden, öffentlichem Widerstand, hohen Kosten und langen Entwicklungszeiten entgegen. Expert*innen gehen davon aus, dass Japan sein Kernenergieziel für 2030 nicht erreichen wird und nur etwa 15% des Stroms aus Kernenergie stammen werden. Stattdessen könnte thermische Energie den Anteil von Kohle- und LNG-Stromerzeugung bis 2030 auf 39% senken. Dies steht jedoch im Widerspruch zu eigentlichen Zielen. Japan erwägt auch, neue Ziele zur Reduktion von Treibhausgasemissionen und eine Dekarbonisierungsstrategie bis 2040 festzulegen, während der Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigt werden soll.
(Quelle: The Japan Times, 05.06.2024)
Streit um Atommülllager auf Kyushu
Die Bürger*innen der japanischen Kleinstadt Genkai in der Präfektur Saga sind trotz Bedenken des Bürgermeisters dafür, Standort für ein Atommüllendlager zu werden.
Für die japanische Kleinstadt Genkai im Südwesten Japans besteht die Möglichkeit, Atommüllendlager zu werden. Einwohner*innen und Institutionen fordern dies sogar. Im Januar und März hatten der Gastronomie- und Restaurantverband sowie der aus mehreren Bauunternehmen bestehende Rat für Katastrophenschutz eine Petition für die Überprüfung Genkais als Standort eingereicht, die Ende April von der Stadtversammlung angenommen wurde. Bürgermeister Shintaro Wakiyama unterstützt die Petition jedoch nicht und befürchtet, dass ein Endlager die Attraktivität der Stadt mindern würde. Genkai beherbergt bereits ein Atomkraftwerk. Daher sei auch ein Endlager im Ort nötig, da es durch das Atomkraftwerk bereits ein akutes Problem mit Atommüll gebe, so die Logik der Befürworter*innen. Außerdem besteht die Aussicht auf Subventionen von bis zu zwei Milliarden Yen (rund 11,97 Millionen Euro). Bis jetzt aber hat sich trotzdem noch keine Stadt in Japan dazu bereit erklärt, Standort für ein Endlager zu werden.
(Quelle: Berliner Morgenpost, 19.05.2024)
Japan setzt weiter auf Kohle: Neue Kraftwerke trotz G7 Klimaziele
Japan eröffnet neue Kohlekraftwerke, anstatt sie zu schließen, und widersetzt sich damit dem globalen Trend der restlichen G7-Länder, die ihre Kohlenutzung auf ein absolutes Minimum reduzieren oder ganz einstellen.
Während Länder wie Großbritannien, die USA und EU-Staaten ihren Kohleverbrauch drastisch senken, setzt Japan weiterhin auf Kohlekraft mit einem Anteil von 19% an der Energieversorgung im Jahr 2030. Großbritannien schaltet im Oktober seinen letzten Kohlegenerator ab, Frankreich folgt zur gleichen Zeit, Italien nächstes Jahr und Kanada sowie Deutschland planen, bis 2030 kohlefrei zu sein. In Yokosuka, südlich von Tokio, hat JERA Co., der größte Stromerzeuger des Landes, seit Juni zwei 650-Megawatt-Einheiten eröffnet. Auf der Insel Matsushima bei Nagasaki wird Electric Power Development Co. (J-Power) später in diesem Jahr damit beginnen, eine seiner Anlagen für den Betrieb mit vergaster Kohle umzurüsten, was nur marginale Emissionsreduktionen verspricht. Japan zielt darauf ab, die festgelegten Klimaziele durch Emissionsminderungstechnologien und Atomkraftwerke zu erreichen.
(Quelle: Bloomberg, 01.05.2024)
Mehr Strom für KI und Chip-Fabriken nötig
Japan plant bis 2050 die Stromproduktion um 35% bis 50% zu erhöhen, um die wachsende Nachfrage durch KI-Rechenzentren und Halbleiterfabriken zu decken. Zur Erreichung der Dekarbonisierungsziele soll die Nachfrage hauptsächlich durch erneuerbare Energien gedeckt werden.
Bis 2050 soll laut Prognosen der Regierung die Nachfrage nach Strom von derzeit etwa 1 Billion Kilowattstunden (kWh) auf rund 1,35 bis 1,5 Billionen kWh steigen. Dies erfordert erhebliche Investitionen in Energiequellen, da es die erste nennenswerte Nachfrageerhöhung in 20 Jahren wäre. Zur Deckung dieser Nachfrage sollen erneuerbare Energien ausgebaut werden.
Die Regierung plant im Zuge der „Green Transformation“ (GX) bis Ende März nächsten Jahres, eine neue Strategie zur Dekarbonisierung und Industriepolitik bis 2040 zu entwickeln. Japan hat bereits ein Gesetz zur Förderung von Investitionen in Dekarbonisierung in den öffentlichen und privaten Sektoren von mehr als 150 Billionen Yen (883 Milliarden Euro) für einen Zeitraum von 10 Jahren verabschiedet. Zu den vorgesehenen emissionsarmen Energiequellen gehören Perowskit-Solarzellen, schwimmende Offshore-Windparks, Wiederinbetriebnahme von Kernkraftwerken und die Einführung neuer Reaktortypen. Die 2040-Strategie soll mehr Vorhersehbarkeit für langfristige Investitionen schaffen, gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unternehmen stärken und das Wirtschaftswachstum fördern.
(Quelle: Reuters, 14.05.2024; Reuters, 14.05.2024)
Chancen für ausländische Firmen im Markt für erneuerbare Energien in Japan
In einem Experten-Interview erklären Kirana Limpayam (Banpu Public Company Ltd.), und Yasuhiro Hattori (Energieagentur Fukushima), warum Japan ein erstklassiger Investitionsmarkt für erneuerbare Energien ist.
Ende 2022 stiegen die Investition durch ausländische Firmen in Japan auf 46,2 Billionen Yen, was die Attraktivität des Marktes verdeutlicht. Kirana Limpayam, Leiter des Energiegeschäfts bei Banpu Public Co., Ltd., sieht Japan als Top-Markt für Solarkraftprojekte, insbesondere aufgrund der klaren Vorschriften und einer unterstützenden Geschäftsumgebung sowie Finanzierungsmöglichkeiten insbesondere für „grüne“ Unternehmen. Banpu Public Company mit Hauptsitz in Bangkok, Thailand ist ein internationaler Energieanbieter in der Asien-Pazifik-Region und entwickelt derzeit mehrere Projekte in Japan, wie zum Beispiel die Nari Aizu Solar Farm in Fukushima.
Laut Yasuhiro Hattori, Geschäftsführer der Energieagentur Fukushima, will die Präfektur Fukushima zum Vorreiter bei erneuerbaren Energien in Japan werden. 2016 startete die Präfektur den „Fukushima Plan for a New Energy Society“ und gründete die Fukushima Renewable Energy Research Association, die Industrie, Wissenschaft und Regierung vernetzt. Fukushima kooperiert zudem mit vier europäischen Regionen mit fortschrittlichen Technologien im Bereich erneuerbarer Energien.
(Quelle: JETRO, April 2024)
Widerstand gegen Megasolar-Projekte in Japan
Zur Erreichung der CO2-Neutralität im Jahr 2050 will Japan schon bis 2030 den Anteil an Solarenergie an der Energieproduktion auf 14 bis 16% erhöhen. Doch sogenannte Megasolar-Projekte stoßen vermehrt auf Widerstand.
Aufgrund der begrenzten nutzbaren Flächen führen große Freiflächensolaranlagen in Japan häufig zu Konflikten mit Anwohnenden, die eine Verunstaltung der Landschaft, die Rodung von Wäldern oder die Einschränkung landwirtschaftliche nutzbarer Flächen kritisieren.
So gibt es beispielsweise in Gojo in der Präfektur Nara Proteste der Anwohnenden gegen eine geplante Megasolar-Farm auf einem Stück Land, das eigentlich als Katastrophenbasis mit Flughafen genutzt werden sollte. Aufgrund des rücksichtslosen Verhaltens einiger Solaranbieter, die durch die großzügigen Einspeisevergütungen seit 2012 angezogen wurden und schlecht überwacht werden, hat der Begriff "Megasolar" in der Öffentlichkeit und den sozialen Medien ein negatives Image bekommen. Megasolar-Projekte umfassen Solarfarmen mit einer Mindestleistung von 1 Megawatt, welche ausreicht, um etwas 300 Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Shigeo Nishikizawa, ein außerordentlicher Professor für Umweltpolitik am Tokyo Institute of Technology, identifizierte 89 Konflikte über Solaranlagen zwischen 2012 und 2022. Bedenken umfassen Erdrutschrisiken, Brände, Licht- sowie Wasserverschmutzung und Zerstörung der idyllischen Landschaft. Viele Anwohnenden sind auch skeptisch, ob private Betreiber Solarpanels am Ende des Produktlebenszyklus von 25 Jahren verantwortungsvoll entsorgen.
Lösungsvorschläge umfassen ordnungsgemäße Standortplanung der Gemeinden und frühzeitige Einbindung der lokalen Bevölkerung sowie die Weitergabe von Vorteilen an ebenwelche. Zur Verbesserung der Akzeptanz wurde 2017 das FIT-Gesetz verschärft. Betreiber von Solaranlagen müssen Vorschriften einhalten und werden bei Verstößen vom FIT-Programm ausgeschlossen. Seit 2020 sind Umweltverträglichkeitsprüfungen für Megasolar-Projekte Pflicht. Kommunen haben zudem restriktive Verordnungen erlassen. Trotzdem ist oftmals der Standort die eigentliche Problematik. Expert*innen empfehlen, Projekte so zu gestalten, dass sie lokalen Nutzen bringen, beispielsweise als Investitionsmöglichkeit für Einwohner*innen oder durch Doppelnutzung von Land (Agrivoltaik) und städtischen Flächen.
(Quelle: The Japan Times, 26.05.2024)
NAS Batterien für grüne Wasserstoffprojekte
BASF Stationary Energy Storage GmbH hat das japanische Unternehmen NGK Insulators mit der Lieferung von NAS (Natrium-Schwefel-)-Batterien für ein groß angelegtes grünes Wasserstoffprojekt im Nordosten Deutschlands beauftragt.
Dies ist das erste Mal, dass NAS-Batterien in einem kommerziellen grünen Wasserstoffherstellungsprojekt verwendet werden. Für das Projekt des Unternehmens HH2E AG mit Sitz in Lubmin an der Ostseeküste sollen 72 Container-NAS-Batterien (maximale Leistung: 18 Megawatt Gleichstrom, Kapazität: 104,4 Megawattstunden Gleichstrom) installiert werden. Die Batterien werden als Energiespeicher genutzt, um Strom aus erneuerbaren, wetterabhängigen Energiequellen wie Solar- und Windkraft zu speichern und freizusetzen. Dies soll eine stabile Versorgung der Wasserstoffproduktionsanlagen mit erneuerbarem Strom gewährleisten und so zur effizienten Herstellung von grünem Wasserstoff beitragen. Laut NGK Insulators ist dieser Auftrag der erste Teil einer größeren Lieferung von Batterien mit insgesamt 230 Megawattstunden; Verhandlungen über weitere Aufträge laufen bereits. Deutschland plant, bis 2030 seine Wasserstoffproduktionskapazität auf 10 Gigawatt zu erhöhen, was die Nachfrage nach leistungsstarken Speicherbatterien wie den widerstandsfähigen NAS-Batterien begünstigt.
(Quelle: Kankyo Business, 26.04.2024)
Japan und EU vereinbaren Zusammenarbeit zur Förderung grüner Wasserstofftechnologien
Japan und die EU haben eine Kooperation vereinbart, um die Nachfrage und Produktion von grünem Wasserstoff zu fördern, Technologien zu entwickeln und erheblich in Wasserstoffinfrastruktur zu investieren.
Um ihre Emissionsziele zu erreichen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren, haben Japan und die EU eine Vereinbarung zur Förderung von sauberem Wasserstoff getroffen. Sie zielt darauf ab, gemeinsam Nachfrage und Angebot zu schaffen sowie Technologien voranzutreiben. Somit können bereits jetzt Standards und Vorschriften des Handels vereinheitlicht werden. Diese Zusammenarbeit unterstützt Japans Ziel, bis 2050 CO₂-neutral zu werden, und die Bemühungen der EU, aus Russland stammende fossile Brennstoffe zu ersetzen und Emissionen zu reduzieren.
Die EU plant, bis 2030 jährlich 10 Millionen Tonnen erneuerbaren Wasserstoff zu produzieren und weitere 10 Millionen Tonnen zu importieren, was erhebliche Investitionen in die Infrastruktur erfordert, um die Nachfrage nach Wasserstoff zu erschaffen. Deutschland hat beispielsweise ein Gesetz verabschiedet, um den schnellen Aufbau von Wasserstoffinfrastruktur, -import und -produktionsstätten zu fördern. Japan investiert ¥3 Billionen (ca. 18 Millionen Euro) über die nächsten 15 Jahre in die Produktion von sauberem Wasserstoff und prüft mit Itochu, eines der größten japanischen Handels- und Investmentgesellschaften, den Aufbau einer Wasserstoff- und Ammoniak-Versorgungskette in Kitakyushu im Süden Japans.
(Quelle: The Japan Times, 04.06.2024)
Advantage Partners legen Milliardenfonds für Wasserstoff auf
Mehr als 400 Unternehmen und Organisationen planen bis September einen Milliardenfonds zur Förderung von Wasserstofftechnologien für eine wirtschaftlich gesehen sichere Energieversorgung aufzulegen.
Eine Koalition bestehend aus mehr als 400 Unternehmen und Organisationen planen bis September, einen Milliardenfonds für Wasserstofflieferketten aufzulegen. Dieser Fonds soll die Entwicklung und Einführung von Wasserstofftechnologien unterstützen, um während des Übergangs zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Energieversorgung wirtschaftliche Sicherheit in Japan zu gewährleisten. Verwaltet wird dieser Fond von der in Tokyo ansässigen Private-Equity-Gesellschaft Advantage Partners. Mithilfe des Fonds soll eine Quote für Investition in den 14 Ländern, die dem Indopazifischen Wirtschaftsrahmen angehören, festgelegt werden. Weiterhin will die Japan Hydrogen Association in die Produktion, Speicherung und den sicheren Transport von Wasserstoff investieren.
(Quelle: Agenzia NOVA, 04.06.2024)
Japan strebt 30% Marktanteil bei Software-definierten Fahrzeugen (SDV) an
Mit Hilfe von optimierter Software statt Hardware-Verbesserungen und Entwicklung von Standards will Japan bis 2035 einen 30%igen Anteil am globalen Markt für softwaredefinierte Fahrzeuge (SDV) erreichen.
Software Defined Vehicles (SDV) – oder Software-definierte Fahrzeuge – sind eine Weiterentwicklung von hauptsächlich auf Mechanik beziehungsweise Hardware basierenden Autos hin zu vornehmlich elektronisch gesteuerten und dadurch in erster Linie von Software abhängigen Autos.
Eine neue Strategie des japanischen Industrieministeriums METI und des Verkehrsministeriums MLIT fordert von öffentlichen und privaten Sektoren Zusammenarbeit in der Forschung und Entwicklung von Fahrzeug-Halbleitern und der Standardisierung von SDV-Systemen, um mit führenden Herstellern aus China und den USA konkurrieren zu können. Die Strategie hebt zudem die Bedeutung branchenübergreifender Kooperationen hervor, um innovative Dienste wie intelligente Verkehrssysteme zu fördern. Ein System zum Teilen von Daten von der Fahrzeugproduktion bis zur Entsorgung soll bis März 2026 als Teil der Umweltschutzbemühungen eingerichtet werden.
Schätzungen zufolge wird der globale Verkauf von SDV auf 41 Millionen Einheiten im Jahr 2030 und auf 64 Millionen Einheiten im Jahr 2035 ansteigen. Japanische Hersteller wollen bis 2030 12 Millionen Fahrzeuge und bis 2035 19 Millionen Einheiten verkaufen.
(Quelle: The Japan Times, 21.05.2024)
Ökostrom-Getränkeautomaten werden die neue Norm
Automaten mit heißen und kalten Getränken stehen in Japan an jeder Ecke. Jetzt sollen sie noch energieeffizienter werden.
Der japanische Getränkehersteller Kirin Beverage hat schrittweise begonnen, Ökostrom-Getränkeautomaten in Japan landesweit einzuführen. Ab Januar 2024 werden die rund 180.000 Automaten von Kirin Beverage nach und nach mit Ökostrom betrieben. Kirin Beverage wird für die durch die Automaten verbrauchte Strommenge Ökostrom-Zertifikate kaufen, um die Treibhausgasemissionen auszugleichen. Kirin Beverage Präsident Toru Yoshimura hat einen Vertrag mit Japan Natural Energy Company über diese Ökostrom-Zertifikate abgeschlossen.
Schon 2006 baute der Brauereikonzern als Vorreiter stromsparende Wärmepumpen in die Geräte ein, die die bei der Kühlung entstehende Abwärme zum Heizen nutzen. Seit 2012 sind fast alle neu installierten Automaten für Dosen und PET-Flaschen von diesem Typ. Bis April 2023 wurden über 90% der installierten Automaten auf diese Technik umgestellt. Mit zusätzlichen Energieeinsparungen, wie Nutzung der Außenwärme und verbesserter Isolierung mit Vakuummaterialen, konnte der Energieverbrauch um etwa 40% gesenkt werden.
Asahi Softdrinks, ein Konkurrent von Kirin Beverage, testete 2023 Verkaufsautomaten, die ein pulverförmiges Material aus verschiedenen Kalziumverbindungen enthalten. Dieses Material absorbiert CO2, während es Luft ansaugt, um die darin befindlichen Getränke zu kühlen oder zu erhitzen. Das aufgenommene CO2 kann anschließend für industrielle Anwendungen wie die Produktion von Dünger und Algenhabitate verwendet werden.
(Quellen: JAPANMARKT, Q1/2024; The Japan Times, 11.05.2023; Kirin Holdings, 05.06.2024; Kirin Holdings, 24.01.2024)
„Thunfisch“-Sashimi auf Pflanzenbasis
Nippon Ham, Japans größter Schinkenhersteller, hat ein „Thunfisch“-Sashimi auf den Markt gebracht, das rein pflanzenbasiert ist.
Aufgrund des wachsenden globalen Marktes für pflanzliche Fleisch- und Fischalternativen erweitert Nippon Ham sein Sortiment um pflanzliches „Thunfisch“-Sashimi, das hauptsächlich aus Konjakmehl hergestellt wird. Konjakwurzeln (japan. konnyaku) stammen ursprünglich aus Südostasien und finden viel Verwendung in der japanischen Küche, z.B. im klassischen Gericht Oden.
Ziel von Nippon Ham ist es eine zuverlässige Quelle an Proteinen anzubieten, die nachhaltig ist. Im Vergleich zum tierischen Thunfisch ist der alternative „Thunfisch“ länger haltbar und kostengünstiger. Da es unsicher ist, inwieweit das Produkt von Konsumenten angenommen wird, richtet sich der Verkauf des Produkts ab April 2024 vorerst an Restaurants. Somit können Interessierte diesen „Thunfisch“ zum Beispiel in Sushi-Ketten testen. Bereits jetzt plant Nippon Ham sein Angebot an pflanzenbasierten Lebensmitteln zu erweitern. Weitere zukünftige Produkte sind Fischpommes und Popcorn-Garnelen.
(Quellen: JAPANMARKT, Q1/2024, JAPANTODAY, 23.01.2024; Vegconomist, 22.01.2024)
GJETC Outreach Event: Creating a Policy Landscape for the Energy Transition – Recommendations for the Electricity Market Design and Energy Efficiency Governance, 27.05.2024, online
Der German-Japanese Energy Transition Council (GJETC) stellte in dem Outreach Event zwei neue Studien vor, die der Rat in der aktuellen Arbeitsphase erstellt hat.
Die erste Studie - „Electricity Market Design – Instruments to support the investment in flexibilities in Germany and Japan“ - analysiert die bestehenden und potenziellen politischen Strategien in beiden Ländern, um die Investitionen in kohlenstoffarme Flexibilitätsressourcen zu steigern, die für die Integration hoher Anteile von „grünem“ Strom aus fluktuierenden Quellen wie Photovoltaik oder Windkraft notwendig sind.
Die zweite Studie, „The More Effective Governance of Energy Efficiency Policies“, enthält eine Reihe allgemeiner und branchenspezifischer politischer Empfehlungen zur Notwendigkeit einer wirksamen Governance, um die angemessenen Beiträge beider Länder zum COP28-Ziel einer jährlichen Steigerung der Energieeffizienz um 4 % bis 2030 zu erreichen.
Die deutsch-japanischen Studienteams präsentierten die Forschungsergebnisse und Empfehlungen, Mitglieder des GJETC kommentierten diese anschließend. Eine lebhafte Diskussion rundete die Veranstaltung ab, bei der die Teilnehmer*innen die Möglichkeit hatten, Fragen zu stellen und Meinungen auszutauschen.
Videomitschnitt und Präsentationen:
Outreach Events – GJETC
Vollversion beider Studien: Studies – GJETC.
Geburtstagsfeier von ECOS-Gründer Wilhelm Meemken, 14.06.2024, Osnabrück
Mit zahlreichen Freunden, Partnern und Wegbegleitern hat das ECOS Team den 70. Geburtstag von Firmengründer Wilhelm Meemken gefeiert.
Die etwa 60 Gäste wurden im Remarque-Hotel mit Klängen von der Osnabrücker Taiko-Gruppe „Hoshi Daiko“ empfangen. Das Grußwort übernahm Generalkonsul Shinsuke Toda. In seinem Rückblick auf über 30 Jahre ECOS betonte Wilhelm Meemken seine Dankbarkeit für die Unterstützung auch in herausfordernden Zeiten. Ein besonderes Highlight waren die „Moritaten“ des Osnabrücker Künstlers Johannes Eidt. Für das Mitfeiern trotz EM-Auftaktspiel und die Spenden an die Osnabrücker Tafel bedanken wir uns herzlich.
Webinar: “Japan’s Green Transformation (GX) Investment Policies and Implications for EU Companies”, 18.06.2024, Online
ECOS-Geschäftsführerin Johanna Schilling präsentierte in einem Webinar des EU-Japan Centre for Industrial Cooperation die „Green Transformation“ (GX)-Strategie der japanischen Regierung und die daraus resultierenden Marktchancen für EU-Unternehmen in ausgewählten Bereichen. Dazu gehören insbesondere Energie, Mobilität, Kreislaufwirtschaft, Bauen und Wohnen sowie Landwirtschaft und Ernährung. Das Webinar beruhte auf einem von ECOS im Auftrag des EU-Japan Centre erstellten Report.
Report und weitere Informationen:
Webinar: Japan's Green Transformation (GX) investment policies and implications for EU companies - ECOS
DJW Gogo no Kai: The Power of Business-Oriented Content Creation & Management – Crafting Content Excellence & Building Enduring Networks, 28.06.24, Düsseldorf
Der Deutsch-Japanische Wirtschaftskreis (DJW) veranstaltet auch dieses Jahr wieder eine Gogo no Kai auf der J-Pop-Messe DoKoMi in Düsseldorf. Diesmal geht es um Brand-Storytelling, Content Creation und Kommunikation. Weitere Informationen und Anmeldung:
DJW Symposium 2024: „Resilienz und Zukunftsfähigkeit. Strategien deutscher und japanischer Unternehmen“, 03.07.2024, Frankfurt am Main
Der Deutsch-Japanische Wirtschaftskreis (DJW) lädt zum ersten Teil des diesjährigen deutsch-japanischen Wirtschaftssymposium ein. Der Fokus der Veranstaltung liegt auf Resilienz durch Diversifizierung. Widerstandsfähigkeit, Adaptionsfähigkeit und Handlungsstrategien sind bei (un-)erwarteten Herausforderungen notwendig, um wettbewerbsfähig und agil als Unternehmen zu bleiben. Die Teilnahme ist für DJW-Mitglieder kostenfrei. Der zweite Teil wird dann am 05.11.24 in Tokyo stattfinden. Weitere Informationen und Registrierung unter:
DJW Symposium 2024 - Teil 1 | DJW
DJW Symposium 2024 – Teil 2 | DJW